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Österreichische Edelprostituierte: zwischen Fans und Verachtung

Berühmtheiten faszinieren. Doch noch mehr fasziniert Berühmtheit - sollte man sie erlangen. Mittlerweile kennen viele meinen Namen. Wenn ich morgens mein MacBook aufklappe, finde ich mich zwischen Liebesbriefen von begeisterten Verehrern und Briefbomben von gesichtslosen Frauenfeinden wieder. Kaum eine Branche spaltet die Gemüter so sehr wie die Sexarbeit.


Nicht nur in der Männerwelt, sondern auch unter den Damen fasziniert die Prostitution. Große Augen glitzern mir beim Fortgehen entgegen, wenn ich erzähle, dass ich horizontal arbeite. Man stellt mir viele Fragen, die ich nach Möglichkeit gerne beantworte. Sexarbeit ist einer der ältesten Berufe der Welt und dennoch hypnotisiert er bis heute.


Irgendwie hat er was, der Kontrast zwischen Bewunderung und Verachtung. Man bewegt mit seiner bloßen Existenz etwas in den Leuten. Und zwar so massiv, dass sie es einem mitteilen wollen. Mittlerweile kann ich nicht mehr allen in dem Ausmaß antworten, wie ich es gerne tun würde, aber ich freue mich über jede liebe Nachricht, die ich bekomme. Die Hassbotschaften nehme ich fasziniert zur Kenntnis - ich betrachte dieses Phänomen aus distanzierter sozialwissenschaftlicher Perspektive. Verletzt hat mich eine solche Nachricht noch nie, weil sie eigentlich immer von frustrierten Männern kommen, die sich darüber aufregen, dass sie sich mein Honorar nicht leisten können.


Es ist schon komisch: Männer an der Spitze der Gesellschaft verehren mich und liegen mir zu Füßen und Sozialhilfebezieher am Existenzlimit versuchen sich über mich zu stellen. Gegen reiche Menschen gibt es viele Vorurteile - mir ist die Oberschicht (bis auf eine schwerst psychisch erkrankte Ausnahme) immer mit Respekt und Wertschätzung begegnet. Geringverdiener hingegen haben mich oft mit Verachtung gestraft und "dumme Nutte" geschimpft. Ich trockne meine Krokodilstränen mit den weichen Höschen meiner Damen und den seidenen Einstecktüchern meiner Herren.


Mein Buch über Sexarbeit wird bis voraussichtlich Ende 2023 fertiggestellt sein. Darin werde ich u.a. auf den gesellschaftlichen Umgang mit Prostituierten genauer eingehen. Wie so oft, möchte ich auch diesen Artikel mit einem Falco-Zitat, das die Stammleserschaft schon kennen sollte, abschließen:


"Denn wer's net kapiert hat,

Wird's nie versteh'n

Dass für uns die Uhrn anders gehn,

Dass wir im Fallen und im Liegen

Erst so wirklich leben und keine

Zeit ist für uns ein Problem."

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