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16 Dinge, die man bedenken sollte, bevor man SexarbeiterIn wird

Aktualisiert: 17. Juli 2022

Daher ich im Edelescort meinen Traumberuf gefunden habe, sind meine Erlebnisse durchwegs positiv und mögen vielleicht so wirken als wäre Sexarbeit keine große Sache. Ist es auch nicht - für mich zumindest. Für andere kann das aber ganz anders aussehen und sogar lebenszerstörend sein, weshalb ich hier Punkte aufgelistet habe, die man beachten muss bevor man in die Sexarbeit einsteigt.


1. Werde nicht SexarbeiterIn, wenn du auch nur ansatzweise Bedenken hast, dass Sex mit Fremden dich psychisch belasten könnte.


Du hast intimen Kontakt mit Unbekannten, die du vermutlich nicht angesprochen hättest, wenn du sie privat in einer Bar gesehen hättest. Bist du dazu fähig, an jedem Menschen etwas Schönes zu entdecken und Körper so anzunehmen, wie sie sind? Oder ekelst du dich vor anderen, wenn sie dich optisch nicht direkt ansprechen? Hast du ein Problem damit, den Körpergeruch und Speichel von Fremden auf deiner Haut kleben zu haben? Ist es dir unangenehm, wenn du an intimen Stellen berührt wirst, obwohl du vielleicht gerade noch nicht erregt bist?


2. Wenn du nicht bereits eine andere Berufsausbildung hast, musst du dir nebenbei etwas anderes aufbauen.


Egal wie sicher du arbeitest - es besteht immer ein Restrisiko, dass du dich mit HIV infizierst. Dir muss klar sein, dass du ein lebenslanges Sexarbeitsverbot auferlegt bekommst, wenn du dich ansteckst und auch ohne Pandemie auf einen Schlag arbeitslos sein könntest. Nimm dir neben der Prostitution Zeit um zu studieren oder andere Berufsausbildungen zu absolvieren, die dich interessieren - just in case.


3. Du wirst dir einige andere Karriereoptionen durch die Sexarbeit vertun.


Viele Unternehmen wollen nicht von (ehemaligen) Huren repräsentiert werden. Du kannst deine Vergangenheit (oder Gegenwart) zwar verschweigen, jedoch besteht immer das Restrisiko, dass du geblackmailed wirst. Kann gutgehen, muss es aber nicht.


4. Mache es nicht für das Geld.


Wenn du mein Honorar siehst und dir denkst "Lässig, für so viel Geld würde ich das auch machen!", dann mach es nicht. Das kann nur schiefgehen, die menschliche Sexualität muss dich faszinieren. Stell dir einfach vor, Sexarbeit wäre ein Lehrberuf mit dementsprechender Bezahlung. Würdest du dich dennoch für die Prostitution entscheiden oder doch lieber eine Lehre im Einzelhandel machen?


5. In den Freierforen wirst du auf das höchste Level menschlicher Grausamkeit stoßen, das dir je begegnet ist.


In den verdreckten Gossen des Internets wirst du als Ware bewertet werden. Es gibt Freier, die dich nicht als Menschen sehen, alle intimen Details über dich ins Internet schreiben und dich bewusst abwerten. Wenn du dich dennoch für Sexarbeit entscheidest, dann mach es so wie ich: verpflichte deine Kundschaft zur Diskretion und verklage alle, die sich nicht daran halten.


6. Bist du zu gutmütig?


Der menschlichen Grausamkeit sind keine Grenzen gesetzt. Sie werden versuchen dich auszunutzen, dich zu Dingen zu überreden, die du nicht machen willst und deine Zeit zu stehlen. Bist du fähig dazu, dich gegen diese Angriffe - und es werden viele sein - zu wehren oder glaubst du, dass du daran zerbrechen könntest? Schaffst du es, deine eigenen Grenzen genau zu definieren und einzuhalten, auch wenn du unter Druck gesetzt wirst?


7. Es kann sein, dass deine Familie und Freundschaften auseinanderbrechen werden.


Sexarbeit ist noch immer extrem stigmatisiert und auch wenn Familienväter selbst ins Puff gehen, haben sie keine Freude, wenn die eigene Tochter in einem arbeitet. Es kann sein, dass es einen extremen Konflikt geben wird, wenn du deiner Familie und deinem Freundeskreis von deiner Arbeit erzählst. Glaubst du, dass du so viel Freude an der Sexarbeit haben wirst, dass du das alles in Kauf nehmen möchtest?


8. Du wirst als Mensch zweiter Klasse gesehen werden, egal was du leistest.


Unabhängig davon, wie erfolgreich und gebildet du bist, in den Augen der Gesellschaft bist und bleibt du eine Hure. Man wird hinter deinem Rücken schlecht über dich sprechen und dich anders behandeln.


9. Kannst du Menschen urteilsfrei begegnen?


Ein Familienvater mit Inzestfetisch kommt zu dir und möchte, dass du seine kleine Tochter spielst. Du musst es natürlich nicht machen, wenn du es nicht willst, aber traust du dir zu, dass dich solche Wünsche emotional vollkommen kalt lassen? SexarbeiterInnen haben noch dazu eine gewisse emotionale Verantwortung gegenüber ihrem Klientel: Schaffst du es, respektvoll abzulehnen oder gibst du dem Interessenten das Gefühl, dass etwas nicht mit ihm stimmt? Übrigens: es gibt echt viele Vergewaltigungsfetischisten!


10. Kannst du deine Traumata von deinem Beruf abspalten?


Wenn du eine Frau bist, hast du zu 99,9% bereits Erfahrungen mit sexueller Gewalt gemacht. Glaubst du, dass Sexarbeit deine Traumata triggern könnte? Hast du überhaupt eine durchwegs positive Einstellung zu Sex?


11. Business ist business.


Du arbeitest im Studio und lernst deinen Traumprinzen kennen. Ihr habt großartigen Sex und du verknallst dich Hals über Kopf in ihn. Am nächsten Abend kommt er wieder - und geht mit deiner Kollegin auf's Zimmer. Du bist eine Dienstleisterin und wirst ausgetauscht werden sobald man genug von dir hat.


12. Wer einen Rotlichtfetisch hat, ist klar im Vorteil.


Stehst du auf die verruchten Stundenhotels und die einschlägigen Lokale oder ist dir das alles eigentlich unangenehm? Wärst du stolz darauf, eine Hure zu sein oder würdest du es halt einfach hinnehmen?


13. Man wird als Independent Escort mit unglaublich viel Schwachsinn konfrontiert.


Du wirst täglich unzählige Nachrichten von Männern bekommen, die deine Aufmerksamkeit wollen, an einer Buchung aber nicht interessiert sind. Schaffst du es, gelassen zu bleiben oder reagierst du emotional auf jeden Depp, der dir deine Zeit stehlen möchte?


14. Je nachdem, wo du arbeitest, wirst du im Laufe deiner Karriere heimlich gefilmt werden.


Egal wie sorgfältig du deine Kundschaft wählst, es kann immer passieren, dass du jemanden erwischt, der gestört ist und dich heimlich filmt. Wichtig ist, dass du so ein Verhalten sofort zur Anzeige bringst, wenn es dir auffällt.


15. Die Freier sind gut vernetzt, die Sexarbeitenden hingegen nicht


Der Zusammenhalt in der Sexworker-Community ist niedrig. Wenn nicht Sprachbarrieren oder der Wunsch nach Anonymität uns den Weg versperren, sind es Grundsatzdiskussionen wie z.B. die Frage der Abschaffung der Pflichtuntersuchungen, die die Community spalten. Viele Sexarbeitende wollen sich zu diesem Thema schon überhaupt nicht mehr äußern, weil sie keine Lust darauf haben, attackiert zu werden.


16. Als SexarbeiterIn bist du NeueR SelbstständigeR


Das bedeutet, dass du dir alles selbst organisieren musst. Versicherungen, behördliche Meldungen, Einkommenssteuerausgleiche und Belegausstellungen sind nur ein paar wenige Aspekte, die zur beruflichen Selbstständigkeit gehören. Wenn du krank wirst, hast du gar kein Einkommen. Siehst du dich dem gewachsen?


Meiner Meinung nach ist der Einstieg in die Sexarbeit eine Hochrisikoangelegenheit. Wenn es dir nicht gefällt, hast du ein "dunkles Geheimnis", dass du immer mit dir herumträgst und das dich deine Karriere, dein gesellschaftliches Ansehen, deine Familie, deine Freundschaften, deine Ehe und viele weitere wichtige Aspekte deines Lebens kosten könnte. Ich wusste schon mit 14 Jahren, dass ich Sexarbeiterin werden wollte und dennoch war es riskant, diese Pläne tatsächlich umzusetzen. Ich hatte Glück und habe jetzt den besten Job der Welt, aber das bedeutet nicht, dass du auch Glück haben wirst. Denke genau darüber nach bevor du einen Fehler machst, den du nicht mehr rückgängig machen kannst.

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