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Die Auswirkungen von Prostitution auf meine Psyche

Aktualisiert: 17. Juli 2022

Der Titel dieses Artikels lässt gleich negativ anmuten, oder? Wir assoziieren Prostitution unweigerlich mit prekären Situationen, Instabilität und Gewalt. Wie oft ich schon gefragt wurde, wie ich diese psychische und körperliche Belastung nur aushalte! Ich habe einen Beruf gefunden, der perfekt zu mir passt - meine Belastung hält sich wirklich in Grenzen.


Seitdem ich in der Sexarbeit tätig bin, hat sich mein sexuelles Selbstbewusstsein immens gefestigt und ich bin psychisch stabiler als je zuvor. V.a. in der Uni-Prüfungsphase, in der ich ursprünglich keinen Escort machen wollte, diente Sexarbeit als wohltuender Ausgleich zum ständigen Lernen. Paysex kreiert einen Raum der Wertschätzung, den man im Alltag nur schwer findet und der für mich - und ich erlaube mir zu behaupten auch für mein Klientel - eine heilsame Wirkung hat. Im Alltag bin ich seit der Sexarbeit viel selbstsicherer: vor ein paar Monaten war es für mich noch undenkbar, alleine in Clubs zu gehen. Ich hatte auch meist kein Bedürfnis danach und verbrachte meine Wochenenden lieber zuhause auf der Couch. Das hat sich mit der Sexarbeit massiv geändert: Heutzutage mache ich jedes Wochenende alleine die Stadt unsicher und knüpfe problemlos Kontakte an den neuen Orten, die ich nun regelmäßig entdecken darf. Weniger durch die Sexarbeit, sondern mehr durch die berufliche Selbstständigkeit, die damit einhergeht, hat sich auch meine Selbstwirksamkeitserwartung, die davor schon gut war, auf den höchsten Level katapultiert. Ich weiß jetzt, dass ich mich selbst erhalten kann und konnte nun vollständig aus der anerzogenen Haltung ausbrechen, dass ich mal einen Job finden muss. Jobs muss man nicht finden, man kann sie selbst kreieren. Der einzige Nachteil, den die Selbstständigkeit mit sich bringt, ist, dass ich nicht aufhören kann, an die Arbeit zu denken - denn sie hört nie auf: Ich kann immer und überall die geplanten Bücher weiterschreiben, meine Websiten optimieren, die SEO ausbauen, eine Marketingkampagne starten, Artikelideen sammeln, Kundengespräche führen, mich spezialisieren und weiterbilden etc. Ich schätze das endlose Potential nach oben und fühle mich im Alltag nicht gestresst, dennoch hört man immer vom berüchtigten Burnout, das Menschen wie mich wohl irgendwann vereinnahmen soll. Derzeit mache ich mir deswegen aber noch keine Sorgen, ich habe das Leben ja noch vor mir.


Was sich auch mit dem Einstieg in die Prostitution geändert hat, ist die Art und Weise wie ich meine private Sexualität lebe. Aber das ist ein Thema für einen anderen Tag.

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