Die Diskriminierung behinderter Menschen beim (Pay-)Dating im Österreich des 21. Jahrhunderts
Aktualisiert: 17. Juli 2022
Eigentlich dachte ich, mich könne kein Kunde mehr schocken - ich habe mich geirrt. Dass die Welt krank ist, habe ich schon in früheren Blogbeiträgen festgestellt. Aber es geht wirklich immer schlimmer.
Ein körperlich stark beeinträchtigter Kunde von mir - den ich vorab natürlich gefragt habe, ob ich über unser Gespräch schreiben darf - hat mir von seinen Erfahrungen mit (Pay-)Dating berichtet.
Sowohl auf Tinder als auch von Sexarbeitenden wurde er mehrmals aufgrund seiner körperlichen Behinderung beschimpft. Vor zwei Wochen wurde das Fass jedoch zum Überlaufen gebracht, als er die vermeintlich 22-jährige Wienerin Anna buchte.
Als die Dame vor ihm stand, handelte es sich um eine Frau über 40 (was ja prinzipiell nichts Schlechtes ist, aber dann soll sie nicht mit falschen Angaben werben) mit geringen Deutschkenntnissen. Nach dem Zahlen sagte sie zu ihm: "People like you only blowjob, don't want to see your cripple body." und obwohl ihn das wahnsinnig ärgerte, wollte er dennoch Zeit und Geld nicht verschwendet wissen, weshalb er sie nicht wegschickte.
Sie fing an, ihren Service zu vollziehen und es gefiel ihm nicht, weil die massive Diskriminierung und Verachtung nun mal nicht auszublenden sind. Er bat sie aufzuhören, ihr Geld - es waren 180€ (!) - zu nehmen und zu gehen, worauf sie ihn so fest biss, dass er Zitat "zwei fucking Wochen eine Bisswunde auf der Eichel hatte".
Er drohte ihr mit einer Anzeige und sie sagte ihm, dass sie weiß, wo er wohnt. Den Stress des Einleitens rechtlicher Schritte gepaart mit Erpressung wollte er sich nicht antun, weshalb er es seinließ und einfach nur froh war als sie bei der Tür draußen war.
Dass Sexarbeitende absichtlich körperverletzend werden, ist natürlich ein absolutes Extrembeispiel und sicher nicht die Norm. Was aber leider schon die Norm ist, ist die massive Diskriminierung behindeter Menschen u.a. beim (Pay-)Dating. Es darf nicht sein, dass man sich über Tinder böse Nachrichten erwarten muss, weil man im Rollstuhl sitzt oder von einer Sexarbeiterin wegen seiner Beeinträchtigung beschimpft wird, nur weil man ihre OnlyFans-Fotos nicht kaufen möchte. Und dennoch passiert das immer wieder. Auch im Österreich des 21. Jhd.