Escort - der schönste Beruf der Welt
Aktualisiert: 17. Juli 2022
"Das macht doch niemand freiwillig."
"Das sind alles Drogensüchtige oder zukünftige Junkies."
"Frauen, die in die Prostitution abrutschen, haben im Leben verloren."
"Nutten sind entweder zu dumm oder zu faul für richtige Jobs."
Wir alle kennen diese Vorurteile. Spricht man die Menschen, die sie verbreiten, jedoch darauf an, mit wie vielen SexarbeiterInnen sie schon gesprochen haben, herrscht großes Schweigen. "Do braucht ma net reden, do muas ma nur logisch denken." Ah, ja...
Anscheinend hat mich ein wahnsinnig schweres Schicksal getroffen! Ich bin ganz tief abgerutscht und zwar in den Whirlpool in der Penthouse-Suite. Anscheinend mache ich das wirklich nicht freiwillig, weil ich komme nur in 90% der Fällen zum Orgasmus. In der Früh trinke ich Kaffee, also bin ich quasi drogensüchtig und mit einem Uninotendurchschnitt von 1,6 und einer ECTS-Leistung besser als die Mindeststudienzeit es empfiehlt, bin ich wohl wirklich zu deppat für einen anderen Job. Und das ist auch ein totales Einzelschicksal, die BSÖ (Berufsvertretung Sexarbeit Österreich) hat ja überhaupt keine anderen österreichischen Mitglieder mit akademischer Bildung!
Ernsthaft, hört auf SexarbeiterInnen zu bemitleiden. Für mich - und damit bin ich nicht allein - ist es ungelogen der schönste Job der Welt. "Aber viele andere, die dazu gezwungen werden, sehen das ganz anders." Na geh, was du nicht sagst! Opfer von Gewalt finden das nicht schön, wenn sie misshandelt werden?? Herst! Hätte ich das früher gewusst, dass Frauen nicht gerne vergewaltigt werden! - Das ist gleich wie "Ich habe nichts gegen Prostitution, aber ich bin gegen Menschenhandel." Was, wirklich?? Du, ich habe auch nichts gegen Bankberater, aber ich bin gegen Mord! Und gegen Massentierhaltung, Umweltverschmutzung und Einbrecher bin ich auch!
Ich merke das, wenn manche Kunden zum Orgasmus gekommen sind und sich danach schuldig fühlen, weil ich so jung bin und sie glauben, mich benutzt zu haben. In Wahrheit hatten wir einen fairen Deal, ich nenne es Fairtrade-Sex, und es macht mich wahnsinnig glücklich. Ich liebe es, Menschen aufblühen zu sehen, wenn man ihre Wünsche erfüllt. Ich liebe Körper, egal wie alt sie sind. Ich liebe den intimen Kontakt. Ich liebe Sex(ualität). Nach so gut wie jedem Date denke ich mir, dass ich extrem viel Glück im Leben habe, weil ich so einen schönen Beruf ausüben darf.
Ich verstehe also wirklich nicht, warum es nicht mehr SexarbeiterInnen gibt. Gesellschaftliches Stigma hin oder her, wenn man den schönsten Beruf der Welt hat, nimmt man das alles in Kauf. Leute, die nichts mit Sexarbeit zu tun haben, werfen glücklichen Prostituierten oft vor, die privilegierte Ausnahme zu sein. Witzig - ich kenne so viele privilegierte Ausnahmen wie radikale politische Parteien "Einzelfälle" haben.
In Ägypten, einem Land mit besonders homophoben Einstellungen, gilt bei gleichgeschlechtlichem Sex nur der penetrierte, aber nicht der penetrierende Mann als schwul. Mir scheint, es gäbe hier Parallelen zur gesellschaftlichen Moralvorstellung, die Frau würde bei Prostitution benutzt werden. Entschuldigung, kommt nicht in den Sinn, dass sich Sex nicht nur für Männer gut anfühlen kann? Es gibt den Spruch "Loch ist Loch" - ja, stimmt; und Penetration ist Penetration. Ich liebe es.