Mit dem Feind ins Bett steigen...
Das Internet ist voller Hass. Desto mehr man sich exponiert, desto stärker wird man angegriffen. Ich bekomme furchtbar boshafte Kommentare von hasserfüllten, anonymen Leuten und lese diese sozialwissenschaftlich fasziniert, aber auch ein wenig nachdenklich. Ich frage mich, was passiert sein muss, dass diese Menschen zu dem geworden sind, was sie heute sind, und wünsche mir, dass ich sie einfach in den Arm nehmen könnte.
Die Seelen, die mir diese anonyme Hassnachrichten schicken, werden mich wohl nie buchen und wenn jemand verbilligte oder kostenlose Dienstleistungen verdient hat, dann jene, die mich mit Respekt behandeln, aber manchmal wünsche ich mir, dass ich mich mit so einer hasserfüllten Person unter die Decke kuscheln und ihr einfach zeigen könnte, dass das Leben nicht so schmerzhaft sein muss, wie sie es zu erleben scheinen. Ich wünsche mir, dass ich ihr persönlich vermitteln könnte, wie lieb ich zu ihr sein und wie angenommen sie sich fühlen würde.
Das sind natürlich alles nur Fantasien. Das letzte Mal, als ich mich mit dem Feind angefreundet habe, hat er - das habe ich bisher nur in OnlyFans-Storypostings erzählt - begonnen mich zu stalken. Er hat unter falschem Namen Familienmitglieder von mir kontaktiert und sogar Packerl für mich an deren Privatadresse geschickt.
Dass Menschen Fremden anonyme Hassnachrichten schicken, entsteht bekanntlich aus einem geminderten Selbstwertgefühl. Deshalb ist es mir ganz wichtig, zu betonen, dass sich jeder Mensch dazu entscheiden kann, liebens-wert zu sein. Ob man euch lieben kann, könnt ihr selbst steuern. Wenn ihr Hass aussendet, werdet ihr genau das ernten (aggressive Agenturschefin aus dem EF, die Escortdamen, Kundschaft und Interessenten mit ihrer grundlos hasserfüllten Art gleichermaßen verschreckt, I'm looking at you). Wenn ihr euch aber dazu entscheiden würdet, die Zeit, die ihr ansonsten damit verbringt, Hassnachrichten zu verschicken, stattdessen dafür zu nutzen, aktiv freundlich zu sein, dann werdet ihr sehen, dass sich vieles in eurem Leben ändern würde.
Ich habe meinen besten Freund genau so kennengelernt. Er hat meinen Blog länger verfolgt und hat sich Monate später endlich zu einem Erstgespräch entschieden, woraufhin er sich auch traute, mir regelmäßige Leserbriefe zu schreiben und wir uns anfreundeten. Heute hat er sogar ein Körbchen für meinen Hund in seinem Wohnzimmer stehen, so eng sind wir befreundet. Obwohl er NIEMALS damit gerechnet hätte, dass wir beste Freunde werden würden, hat er seine Zeit genutzt, um aktiv freundlich zu sein. Seither bereichern wir gleichermaßen unser beider Leben.
Es liegt wohl in der menschlichen Natur, Chaos, Zerstörung und Untergang zu lieben - deswegen gibt es ja auch so viele Internet-Trolls - und so spannend es auch ist, zu wissen, man hat mit einer Hassnachricht potentiell etwas Negatives im Gegenüber ausgelöst, ist es immer besser, wenn man stattdessen lieb gewesen wäre und vielleicht, so wie mein bester Freund, in Zukunft sogar von besagter Person regelmäßig in den Arm genommen werden würde.