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Nein heißt nein

Aktualisiert: 17. Juli 2022

Es ist abends, Franz ist hungrig und möchte sich etwas zu essen nach Hause bestellen. Er öffnet also seinen Browser und schaut, welche AnbieterInnen es in der Umgebung gibt: Ein Restaurant mit Lieferservice, einen Würstelstand und ein Hotel.


Die logische Konsequenz wäre es, das Restaurant mit Lieferservice zu kontaktieren. Franz möchte die Wohnung nicht verlassen, also ist der Würstelstand keine Option für ihn und niemand, der noch bei Sinnen ist, würde versuchen, den Zimmerservice des Hotels in die eigene Privatwohnung zu bestellen... würde man meinen.


Franz ist aber so neugierig auf das Essen, das nur für Hotelgäste bestimmt ist, dass er dennoch telefonisch versucht, die Hotelmanagerin von einer Lieferung in seine kleine Mietwohnung zu überzeugen. Sie erklärt ihm, dass das Ausliefern von Essen eine Serviceleistung ist, die nur innerhalb des Hotels stattfindet, weil das Essen so begehrt ist, dass die Lieferantin bei Fremden in Privatwohnungen einer erhöhten Gefahr ausgesetzt wäre. Franz könne aber gerne ein Zimmer buchen und so viel Essen bestellen, wie er möchte.


Frustriert legt er auf. Er versteht nicht, wieso er auf die Sicherheit des Hotelpersonals Rücksicht nehmen soll, wenn er doch so großen Hunger hat. Außerdem hätte er eh nicht vorgehabt, der Lieferantin etwas anzutun, was sie nicht möchte, so jemand ist er nämlich nicht, denkt er.


Zwei Wochen später findet er sich in der gleichen Situation wieder: Er liegt rauchend auf der Couch und hat großen Hunger. Wieder stehen ihm die drei gleichen Optionen zur Verfügung und er entscheidet sich dafür, das "Nein" der Hotelmanagerin nicht zu respektieren und sie erneut anzurufen. Die Hotelmanagerin ist genervt, fühlt sich aber in ihrer Sicherheitsregelung bestätigt. Sie erklärt Franz, dass diese Schutzmaßnahmen aufgrund von Menschen wie ihm gemacht sind, die ein "Nein" nicht akzeptieren und immer wieder versuchen, Grenzen zu überschreiten.


Aufgrund seines Verhaltens darf Franz das Hotel jetzt nicht mal mehr betreten, wenn er wollen würde. Franz ist ein Depp.

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