Nuttenmagie

Seitdem ich Nobelescort mache - und das ist noch nicht lange -, habe ich schon von mehreren privaten Bekanntschaften direkte und indirekte Heiratsanträge bekommen. Vor der Sexarbeit ist mir sowas noch nie passiert. Meine Grübeleien dazu:

Irgendeinen biologischen Trieb muss ich wohl getriggert haben, dass Männer plötzlich mit allen Mitteln um meine Gunst werben. Sichtbar begehrte Weibchen hätten gute Gene - schwirren keine Anwerber um sie herum, so müsse es einen Grund dafür geben, wieso die Evolution Fortpflanzung verhindere. Der vermeintliche Konkurrenzdruck durch mein Klientel scheint in meinen privaten Gschpusis besonderen Ehrgeiz ausgelöst zu haben. Man glaubt plötzlich, ich sei die Seelenverwandte und die Liebe des Lebens, während sich in mir kaum eine Gefühlsregung für die Gegenüber auftut.

Möglicherweise verwechseln viele Menschen auch Eifersucht mit Liebe. Man mag nicht, dass ich andere Leute küsse, also muss man mich doch lieben, ja? Nein. Eifersucht ist kein Indikator für Liebe, sondern für eine Angst vor Liebesentzug. Desto neidischer man wird, desto mehr Angst hat man und desto leichter ist es, diese Emotionen mit echter Liebe zu verwechseln.

Vielleicht hängt das Ganze auch mit einem übersteigerten Selbstwertgefühl zusammen? "Ich werde der sein, der die Nutte zur Umkehr bewegt! Für mich wird sie alle anderen Männer aufgeben!" Verfällt ja nicht dieser Fantasie, liebe Leser, das ist ein Schwachsinn, ihr gebt doch auch nicht für eine Frau euren Job auf, oder?

Natürlich kann es auch sein, dass es an mir liegt und ich etwas anderes ausstrahle als früher. Vor der Sexarbeit war ich psychisch sicher nicht so gefestigt wie jetzt. Ich bin derart selbstbewusst, abgehärtet und grenzsetzend geworden, dass ich mittlerweile das Gefühl habe, dass mir kein Mann mehr was anhaben kann.

Ich kann nicht festmachen, was die vielen Heiratsanträge auslöst, aber es ist ein wahnsinnig spannendes Phänomen, das ich mit Interesse weiterhin beobachten werde. Sollte ich neue Erkenntnisse gewinnen, werdet ihr die Ersten sein, die es erfahren.