"Warum verlangst du so viel Geld für Sex, wenn es dir angeblich Spaß macht?"
Es gibt ganz viele unterschiedliche Arten, Sexarbeit zu praktizieren. Während viele meiner Kolleginnen ihr Geld über die Masse machen, bevorzuge ich den Individualansatz und arbeite bewusst elitär. Ich möchte nicht von einem Kunden zum anderen hetzen und mehrere Paydates am Tag abarbeiten. Stattdessen habe ich ein paar wenige hochqualitative Treffen pro Woche und verdiene auf's Jahr gerechnet teilweise sogar weniger als manche Kolleginnen, die nicht im Hochpreisbereich tätig sind. Vögelt man für Durchschnittspreise, so muss man so gut wie kein Geld für Werbung ausgeben, weil kostenlose Inserate reichen, um genug Kundschaft anzuziehen. Bei meinen Honoraren muss ich viel breitläufiger inserieren, weil erst mal Männer gefunden werden müssen, die sich mich leisten können. Weiters gebe ich unglaublich viel Geld für Fortbildungen aus. Ballett, Burlesque, sexualwissenschaftliche Ausbildungen, Fachücher, bald auch Klavierunterricht, der Elmayer und eine Berufsausbildung zur Sexualpädagogin neben Studien und Jobs gehen ganz schön auf's Börserl.
Der zweite ausschlaggebende Grund für meine hohen Preise ist der Aspekt des Aussortierens. Wie ich schon in anderen Artikeln erwähnt habe, bucht mich kein misogynes Gsindl, weil Frauenhasser unabhängig vom Einkommen selbstbewusste Dienstleisterinnen nicht unterstützen wollen. Aus diesem Grund bin ich auch nur mehr ab zwei Stunden buchbar: Für nur eine Stunde hätte man noch zähneknirschend gezahlt, um mich "auszuprobieren" (ekeliges Wort in dem Kontext) und herauszufinden, warum ich so populär bin. Durch die Barriere der Mindeststundenanzahl bleiben mir solche Menschen zum Glück fern. Abgesehen von den Reichen, die sich mich nicht leisten wollen, ist es leider nicht nur ein klassistisches Vorurteil, dass Freier am Existenzlimit oft hasserfüllter sind. Meine Kolleginnen im Niedrigpreisbereich werden teilweise furchtbar behandelt; ich bin immer total schockiert, wenn sie mir erzählen, was und v.a. wen sie mitmachen müssen. Ich merke das ja auch - ausnahmslos alle Hassnachrichten, die ich bekomme, stammen von Geringverdienern, die sich minderwertig fühlen und glauben, ihre Lage zu verbessern, indem sie mich niederzumachen versuchen. Ich verstehe nicht, was sie sich dadurch erhoffen, dass sie mich beschimpfen, weil sie sich mein Honorar nicht leisten können - das bestärkt mich nur noch mehr in meiner Vorgehensweise, ausschließlich elitär zu arbeiten. Dazu kommt der Hass auf Reiche und den Adel. Die Gesellschaft spaltet sich von unten nach oben - nicht umgekehrt.
Durchschnittspreise wären in Bezug auf meinen Marktwert nicht nur unlogisch, die Kundenmengen wären auch nicht mit meiner sonstigen Lebensführung - Studien, Fortbildungen, lesbische Privatorgien, Kulturveranstaltungen, Hund, Autorinnenschaft, Blog usw. - zu vereinbaren. Meine Vagina ist nicht die Caritas, zu der ich aus Herzensgüte jeden Dahergelaufenem Zutritt gewähren würde. Ich gebe doch nicht meinen jetzigen Lebensstil auf, weil sich ein paar Gfraster einbilden, dass ich ihnen meinen Körper schuldig wäre.