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Was lernt man bei der Ausbildung zur Sexualbegleiterin?

Aktualisiert: 17. Juli 2022

Im Juni 2022 durfte ich den Lehrgang zu Sexualbegleitung/Sexualassistenz von SOPHIE und Volkshilfe Wien erfolgreich abschließen. Daher ich seitdem öfter gefragt werde, was man bei dieser Ausbildung lernt, möchte ich hier ein bisschen davon erzählen.


Kurzgesagt sind Sexualbegleiter*innen Sexarbeitende, die i.d.R. einen speziellen Lehrgang zum Umgang mit alten und behinderten Menschen abgeschlossen haben. Die Dienstleistungen, die von Sexualbegleiter*innen angeboten werden, variieren dabei von einer Begrenzung auf Nähe und Handentspannung bis hin zu Geschlechtsverkehr und der Erfüllung von Fetischwünschen (ja, auch alte und behinderte Menschen können sehr kinky sein!).


Bereits nach dem ersten Kurstag - insgesamt umfasst die Ausbildung 72 Stunden - staunte ich, dass sich die 600€ Lehrgangskosten für mich schon jetzt ausgezahlt haben. Die Zeit verging wie im Flug, es war unfassbar spannend und wir tauschten uns wahnsinnig fruchtend aus (nein, ich wurde nicht gesponsert, um den Kurs zu loben). Der Lehrgang ist ein erstaunlich gut gelungenes Gesamtpaket, bei dem alle Komponenten rund um die Tätigkeit als Sexualbegleiter*in beleuchtet werden. Unterschiedliche Vortragende brachten uns theoretische und praktische Zugänge zum Thema näher, wir lernten u.a. über ethische und sexologische Grundlagen, die Sexualität von älteren und behinderten Menschen, Medikamenteneinfluss, unterschiedliche Krankheitsbilder und Beeinträchtigungen, Kommunikation und Krisenbewältigung bei der Arbeit, die Gesetzeslage und Steuern, Psychohygiene, die Lebensrealitäten von Menschen in Pflegeheimen und zuhause usw.


Die Teilnehmenden meines Lehrgangs waren größtenteils Akademiker*innen bzw. ehemalige Pflegekräfte, die das Leid sexuell unerfüllter Menschen und die daraus resultierenden Übergriffe auf das Pflegepersonal selbst miterlebt haben. Nach dem Lehrgang schlossen sich die anderen Kursteilnehmenden ebenfalls der BSÖ (Berufsvertretung Sexarbeit Österreich) an, um mit vereinten Kräften für mehr Aufklärung und eine bessere gesetzliche Lage für Sexarbeitende zu kämpfen.


Ich kann diese Ausbildung ehrlichen Herzens empfehlen, möchte aber darauf verweisen, sich bitte nur anzumelden, wenn man weiß, dass man als Sexualbegleiter*in tätig werden möchte. Der Lehrgang ist recht jung, der Andrang groß und wir brauchen dringend mehr aktive Sexualassistentinnen und -assistenten in Österreich. Der Dienstleistendenkreis ist bei Weitem nicht bedarfsdeckend, besonders sexuelle Übergriffe auf Pflegepersonal und Einsamkeit (Stichwort: Coronakrise) sind massive Probleme, weshalb es schnell mehr geschulte Anbietende verlangt.

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