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Wie steht eine agnostische Prostituierte zu Jungfrauenweihen?

Bernadette Lang, eine 31-jährige Theologin aus Oberösterreich, vollzog gestern vor den Augen hunderter Menschen im Salzburger Dom, nachdem sie zehn Jahre hintereinander Keuschheitsgelübde ablegte, ihre Jungfrauenweihe, bei der sie schwur, niemals Sex zu haben.


Als Prostituierte bin ich das krasse Gegenteil von der selbsternannten "Braut Jesu". Während Sie vorgestern ihre Hochzeit mit Gott feierte, wurde ich von einem Fremden an den Haaren gehalten und von hinten gefickt. Da stellt sich natürlich manchen die Frage, wie ich über Bernadettes Jungfrauenweihe denke:


Why - the fuck - not? Intimität kennt viele Formen. Sexuelle Selbstbestimmtheit auch. Das Verlogenste, das ich als Prostituierte tun könnte, wäre eine andere Frau dafür zu verurteilen, was sie mit ihrem Körper macht. Wenn Bernadette gemeinsam vor aller Augen ihre Liebe zu Gott feiern möchte, dann stehe es ihr frei. Sie muss sich nicht der Gesellschaft anpassen, heiraten und Mutter werden - sie ist eine selbstbestimme Frau, die weiß, was sie möchte.


Ich bin Agnostikerin und Sexualität ist für mich das Schönste auf der Welt; dennoch bin ich davon überzeugt, dass Bernadette die richtige Entscheidung getroffen hat. Wir alle haben andere Ideale und Prinzipien, an denen wir uns orientieren. Ich weiß, wie es sich anfühlt, für etwas zu brennen. Was für mich Sex ist, ist für Bernadette ihre Beziehung zu Gott. Weder die Jungfrau noch die Hure geben ihre Überzeugungen und Leidenschaften für andere Menschen auf. Ich reiche Bernadette die Hand - es stellt sich nur die Frage, nimmt sie sie?

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